Ferdinand zieht um

Es war schon verdammt früh, und die Nacht war dadurch echt kurz. Zudem war es über Nacht echt frisch geworden. Aber wir hatten gut 4 Stunden Fahrt mit dem Hänger bis in den Schwarzwald vor uns. Also Scheiben freikratzen, den Pferdehänger anhängen und losfahren. Nach stupiden 3 Stunden dann die nervigen Schlängelstraßen entlang den Hängen der Berge, bis wir schließlich angekommen waren. 

Dann ging’s eigentlich ganz zügig. Papiere übergeben (eigentlich übernehmen), Pferd rein, Hänger zu und los. Die ersten Meter waren spannend, denn wir dachten zuerst, wir hätten einen Maulwurf gekauft. Ferdinand wollte sich die ersten Kilometer durch den Hängerboden graben und hat dann glücklicherweise doch noch gemerkt, dass das nicht geht. Dafür hat er uns dann die allermeiste Fahrtzeit den Hintern zugedreht (wir haben eine Kamera im Hänger, konnten also reinschauen).

Schwarzwaldstraßen mögen für Motorradfahre das Eldorado sein, für Pferdehängergespanne sind sie es definitiv nicht. Mit einem nervösen Fohlen im Hänger und genervten Auofahrern dahinter haben wir uns Stück für Stück die Berge hoch  und wieder runter gequält, ohne dass wir so richtig vorwärts kamen. Nach langer Zeit wurde es dann besser, als wir Donaueschingen hinter uns lassen konnten. Es folgten 2 Stunden angenehme Fahrt, in denen sich auch unser Neuer etwas beruhigen konnte. Die letzten Kilometer dann waren wieder eine zähklebrige Abfolge aus schlechten und holprigen Straßen und einer Umleitung nach der anderen, bis wir schließlich total fertig am Stall ankamen.

Beim Öffnen der Klappe schaute mich dann ein leicht verängstigter und von der Fahrt noch recht kaputter Hengst an, unfähig für die nächsten paar Schritte raus ins Freie. Hat kurz gedauert und wir mussten ein wenig schieben, dann aber war die Anspannung gelöst. Neugierige erste Schritte zum Sandplatz, wo die anderen beiden hinter einem Zaun warteten. Ausgiebiges Beschnüffeln und Kennenlernen. Dann Leinen los, die Beine vertreten lassen, bevor wir alle zusammenlassen. Die Gelegenheit wurde genutzt – die lange Zeit im Hänger erforderte wohl den gestreckten Galopp über den Sandplatz. Deutlich ruhiger wurde es dann, als wir den Althengst dazu ließen. Doch ein aufgeregtes Fohlenkauen machte Hoffnung auf eine „Verträglichkeit“ mit Senior und Julias Fohlen.

Soweit die Theorie.

Als wir die drei dann zusammenließen, hat sich mein Kleiner gleich mal die Freiheit genommen, dem Althengst eine vor die Nase zu knallen – macht man wohl so, wenn man von jetzt auf gleich gute Freunde werden will… Kam leider nicht so gut an, weder bei uns noch beim anderen Pferd. Hatte zur Folge (nehmen wir zumindest mit den begrenzten menschlichen Verstand an), dass in der Nacht die Retourkutsche kam.

Ein Anruf spät Abends informierte uns dann, dass Ferdinand gerade – sagen wir mal freundlich – in die Schranken gewiesen wurde. Vom Pferdefell fehlt nun ein ganz klein wenig, von meinen Nerven ein schon eher großes Stück. Aber so sind sie halt, die Pferde. Irgendwie muss ja geklärt werden, wer der Boss ist. Bleibt für uns Menschen nur abwarten, raushalten und hoffen, dass jeder überlebt (das Pferd physisch und ich nervlich). Also gut, vielleicht ein wenig dramatisch, aber mir kommt’s grad so vor, wenn man(n) erfährt, dass das eigene Fohlen nach gerade mal 3 Stunden auf der neuen Koppel eine deftige Abreibung eingefahren hat und zur Seite gestellt wurde.

Also ab ins Bett mit der Gewissheit, dass aus einer verrückten Idee trotz des „leichten“ Rückschlags heute eine gute Idee wurde. Gute Nacht (kann ich jetzt auch brauchen).

Kurz vor dem Einsteigen in den Hänger – der Moment des Abschieds von Mama und Papa. Der Kleine muss es instinktiv gemerkt haben…
Putzen nach dem Umzug spät Abends: Ja, auch das gehört dazu…

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