Ein neuer Lebensabschnitt

Heute war es dann soweit. Wir haben unsere Jungs „nach Hause“ geholt. Seit heute um die Mittagszeit stehen beide in dem selben Stall, in dem schon Phianna steht. Er wird das zukünftige Zuhause für die beiden Jungs sein.

Nachdem gestern nochmal ein richtiger Gewittersturm über uns hinweggefegt war, war es heute wunderbar sonnig nicht allzu heiß. Schon früh am Morgen haben wir nochmal frisches Stroh in den Hänger gepackt und auch zwei Heusäcke. Dann ging’s auf ins Allgäu.

Unsere beiden Spielkinder waren zu unserer Überraschung auf der Weide. Normalerweise gehen sie erst nachmittags ins Grün, aber heute war endlich (und passend zu unserem Auszug) der Fachunternehmer gekommen, der die Außenflächen am alten Stall endlich vom Matsch befreien soll. Das Ergebnis werden wir nun leider nicht mehr mitbekommen.

Mit ein paar Handgriffen war dann auch unser letztes Kleinzeugs an Bord, nur die Pferde sollten noch in den Hänger. Während Julia noch am Herrichten von zwei kleinen Schüsseln mit Müsli war, haben unsere Jungs beschlossen, einfach mal so in den Hänger reinzuklettern. Ganz ohne Hilfsmittel oder Lockfutter. Überraschung! Hat sich das viele Training doch ausgezahlt.

Also gut. Kein Müsli. Pferde noch ordentlich anbinden, Stangen einhängen, Klappe zu und los. Ging dann alles recht schnell, und für eine ausführliche Verabschiedung von unseren Stallbesitzern blieb fast keine Zeit. Auf der Fahrt haben sich die beiden Streber so was von vorbildlich verhalten, dass wir zuerst dachten, die Anhängerkamera zeigt uns ein Standbild. Dann hat doch einer geatmet – alles gut auf den hinteren Plätzen.

Nach gut einer Stunde sind wir dann angekommen im neuen Stall. Auch hier lief alles so überraschend gut, dass ich mir ernsthafte Sorgen um den Gesundheitszustand meines Fohlens gemacht habe – er ist sonst eher von Typ Abrissbirne. Gutmütig, aber leider auch mit ordentlicher Kraft gepaart mit etwa unsicherem Stand unterwegs. Blöde Kombi.

Na gut, wenn’s schon so gut läuft, dann ab auf die Nebenweide. Und die Hauptweide haben wir dann sogleich mit der ganzen Herde bestückt, in die wir die Jungs eingliedern wollen. Es ist zu ahnen – ist nix Aufregendes passiert. Kurzes Kopfhochreißen und Schauen, dann wieder gemütliches Grasen. Können die beiden am allerbesten und lassen sich dabei auch durch fast nichts stören.

Als wir dann Phianna auf die Weide geholt hatten war ich schon sehr gespannt, ob Ray seine Spielkameradin aus den Zeiten auf dem Schrankenschneiderhof noch erkennt. Ist nun fast ein Jahr her, dass die beiden getrennte Wege gingen. Und nun wieder vereint im gleichen Stall aufwachsen können.

Es war ein sehr stilles und verhaltenes Wiedersehen. Beide standen am Zaun und schnufften unten durch. Alles war ganz ruhig, keine Spur von Aufregung. und nach ein paar Sekunden haben beide die Köpfe wieder hochgenommen und sind langsam auseinandergelaufen. Wir sind uns nicht wirklich ganz sicher, ob sich die beiden wiedererkannt hatten, aber der Moment hatte was intimes und beruhigendes.

Es heißt immer, Männer weinen nicht. Stimmt nicht ganz. Sie lassen es sich nur nicht gleich anmerken.

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