Heute ging’s vorwärts. Aus dem angedachten kurzen Besuch wurden doch ein zwei Stunden.
Eigentlich wollten wir nur die Koppel abmisten, haben dann aber kurzfristig beschlossen, doch noch einen Spaziergang zu wagen, obwohl die Sonne schon hinter die Erde zu kippen schien. Also schnell die Halfter aufgezogen. Schon da war eine erstaunliche Ruhe in meinem Braunen. Kein Murren oder sonstwie eine abwehrende Reaktion – lag vielleicht auch an dem langen Tag auf der Wiese?
Wir haben das Glück, dass der Wald nicht weit weg ist. Auf dem Weg dorthin gibt’s einen kleinen See, da haben wir die beiden erst mal planschen lassen – also zumindest Ferdinand. Ray ist immer noch ein wenig wasserscheu, grad so, als hätte er aus Irland hierher schwimmen müssen. Dabei ist er hier geboren…
Ok, noch schnell die Böschung wieder festgetreten, weil ein paar Pferdehufe trotz dem „leichten“ Fohlengewicht das eine eine oder andere (erstaunlich tiefe) Loch im lockeren Boden hinterlassen hatten, und ab auf den Waldweg. Ein kurzer Stopp an einer Bachbiegung verhalf meinem Pferd zu einer Pause (wurde natürlich zum Fressen genutzt), während Ray nochmal tapfer mit beiden Beinen ins kalte Wasser stieg. Als er dann merkte, dass alles gar nicht so schlimm ist, hat er gleich mal versucht, den Bach leer zu saufen – zum Glück ohne Erfolg, da ist schon ziemlich viel Wasser drinne…
Wieder rauf auf den Weg und ein paar hundert Meter weitergehen – nein, eigentlich tatsächlich mal im schönen Trab. Ferdinand macht das zur Zeit gern, und manchmal zeigt er das auch irgendwie an, ohne am Strick zu ziehen. Stelle erstaunt fest, dass ich mein Pferd lesen kann, obwohl wir zwei uns noch nicht so lange kennen.
Zügig haben wir dann eine Stelle erreicht, an der fleißige Menschen eine Menge dicke Bäume umgesägt und in kunstvoller Weise neben den Weg gelegt haben. Leider ist das Schild, dass Auskunft über Sinn und Zweck dieses Arrangements geben sollte, schon so verblichen, dass ich es nicht mehr lesen kann… Nenne die Stelle deshalb einfach Baumstamm-Mikado. Unsere beiden Pferdchen haben wir einfach mal über die Stämme klettern lassen. Beim ersten Mal waren beide noch recht zurückhaltend und vorsichtig. Beim zweiten Mal hat Ferdinand dann die Stämme eher übersprungen als überschritten – ein Novum, hatte er bisher noch nie gemacht. Großes Lob folgte.
Am Rückweg zum Stall dann nochmals ein kurzes Traben gefolgt von einem (dankenswerter Weise) gemäßigten Galopp, und schon waren wir wieder raus aus dem Wald. Hab mich gefreut, dass mein Pferd erkennt, wenn ich nicht mehr hinterherkomme. Wird dann brav selber langsamer. Nehme nicht an, dass auch ihm die Puste ausging…?
Dafür war der Weg vom Wald zum Stall (mal wieder) eine eher zähe Angelegenheit – Pferd wollte noch nicht nach Hause. Hilft nix, einmal antreiben und weiter geht’s.
Im Stall dann erst mal die Bande putzen. Und staunen, wie viel Sand und Erde so ein Winterfellträger an sich versammeln kann. Auch wenn man nix sieht, kommt beim Bürsten doch jede Menge Zeugs raus. Nach gut 30 Minuten dann hatten wir einen Berg Sand unterm Pferd und wieder Tiere, wie wir sie kennen.
Gab zur Belohnung dann eine Möhre, und zumindest Ray hat die dann auch vernascht. Ferdinand kann das harte Wurzelzeugs noch nicht so richtig beißen, hat mehr dran rumgelullert – bis es plötzlich doch „Knack“ im Pferdemaul machte und die Möhre kürzer war! Es war das erste Mal, dass er abgebisssen hat! Hat dann eine Weile gedauert, bis das widerspenstige orange Stück zerkaut war – und mit dem Schlucken war auch das Interesse an einem weiteren Stück weggeschluckt. Ray hat sich gefreut…
Mit dem Apfel war’s dann nicht viel anders, offensichtlich habe ich kein Obst-und-Gemüse-Pferd. Auch recht (vorerst), an Gras und Heu ist nichts falsch. Wo wir schon beim Thema sind – noch schnell ein paar Heusäcke gestopft und ab nach Hause.